Überforderung

“Beständige Unterforderung führt zu akuter chronischer Überforderung.”
Petra Golke

Es gibt im Leben immer wieder Momente oder Phasen, an denen wir überfordert sind. Das ist nichts Schlimmes, nur muss man diese erkennen und an ihnen arbeiten.

In meinem Leben gab es diese Momente der Überforderung mehr als einmal. Das letzte Mal ist gut 10 Jahre her – wobei es auch gut 12 Jahre her gewesen sein könnte. Damals machte ich eine berufliche Wiedereingliederung nach langer Krankheit mit Depressionen.

Dort fühlte ich mich sehr wohl und der Bereich Büro und Verwaltung machte mir sehr viel Spaß, auch wenn ich zuvor eher technische Berufe oder soziale und pflegerische Ausbildungen erlernt bzw. ausgeübt hatte.

Es war was komplett Neues, Rechnungen zu erstellen oder die Buchhaltung zu machen, aber auch im Lager die Verwaltung zu erledigen. Alles neue Sachen für mich, doch noch spannender war es in der Mediathek, in der Bücher, CDs und Filme ausgeliehen werden konnten – sowie die Beschaffung von Neuen Medien zu koordinieren und organisieren.

Auch war die Redaktion für ein kleines, lokales Magazin dort vertreten. Es wurden Resonanzen geschrieben, so wie aktuelle Termine recherchiert und das war neben der Mediathek der beste Bereich für mich, denn da war es locker und chillig. Viel lesen und schreiben über das, was mir immer viel Freude gemacht hat.

Aber leider gibt es auch die Kehrseite. So viel Spaß, wie mir das alles gemacht hat, bin ich immer depressiver geworden und ich habe es nicht mal gespürt. Erst als meine damalige Freundin meinte, dass sie auch mal Zeit von mir haben wollte, dachte ich nach, ob das stimmen kann.

Ich kam von der Arbeit nach 8 Stunden, habe gegessen und bin schlafen gegangen. Dann wieder aufgestanden und wieder zur Arbeit gegangen. Es wurde nichts wichtiger als arbeiten, schlafen und essen.

Bei einem Termin bei meiner Psychologin hatte ich auch ganz schnell eine 4-wöchendliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung in der Hand und eine Einweisung für die Klinik.

Das war natürlich wie ein Hammerschlag, denn ich war doch gerne dort arbeiten und hatte Spaß dabei, dies alles zu tun, was mir Freude brachte. Auch waren die meisten Kollegen schwer in Ordnung und ja, ich mochte den einen oder anderen sogar.

Ich weiß bis heute nicht, was mich da krankgemacht hatte, denn es war eine Reha – also etwas Geschütztes und dennoch machte mich diese minimale Belastung krank. Das Schlimmste war ein Satz von der Psychologin: „Vielleicht müssen sie sich eingestehen, dass sie nie wieder arbeiten gehen können.”

Das war etwas, woran ich echt zu knacken hatte, denn ich war es von klein auf gewöhnt, dass man Leistungen erbringen muss und kann, wenn man nur will, aber dass ich so krank bin, dass ich nie wieder arbeiten gehen kann, das war dann zu viel des Guten.

Jetzt sind viele Jahre vergangen und ich habe es immer wieder versucht, nachdem dann ein Amtsarzt mir dasselbe noch einmal sagte vor circa 4 Jahren. Dann habe ich eingesehen, dass das wohl so ist, wie es ist und eine Erwerbsminderungsrente beantragt werden muss.

Heute geht es mir damit wohl besser. Ich weiß nur nicht, was es war, das mich so krank gemacht hat, denn es gab Zeiten, da habe ich fast nur gearbeitet neben der Schule und der Ausbildung, denn ich war fast immer selbstständig und hatte 16 oder 18 Stundentage und Wochenenden kannte ich nur aus meiner Jugend.

Jetzt lebe ich ein ruhiges Leben und bin – was meine Psyche angeht – wesentlich gesünder, aber ich musste akzeptieren, dass ich krank bin und erst danach ging es wieder aufwärts. Es ist ein anderes Leben – ein Leben mit vielen Sachen, die mir Spaß machen und Freude bereiten. Nur ohne Geld, aber dies ist eine andere Geschichte.

Wie sind eure Erfahrungen mit der Überforderung? Habt ihr so was oder so was Ähnliches auch erlebt?

Euer Sascha

Autor: Sascha Markmann

Legastheniker am Werk (Mehrfaches lesen meiner Postings kann zu irreparable Schäden an den Augen führen z. B.. Pseudotumor-zerebral-Syndrom) Leicht gestörter bis Mittel schwerer Fall von Überlebens Künstler, Maler, Blogger, Musiker, Podcaster und Video Produzenten "Audiovisueller STUMPFSINN mit keinem Nutzwert"

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