Einkaufen gehen: etwas, dass total normal ist oder jeder von uns bestimmt einmal die Woche erledigt. Wie das jetzt bei mir ist, erkläre ich euch hier mal.
Früher bin ich 2x die Woche in die Stadt gelaufen. Das waren 10 Minuten Fußweg und dann bin ich mit 6 Flaschen Trinken und einer großen Tasche mit meinen Einkäufen wieder zurückgelaufen. Dann hab ich das alles hochgetragen in den 3. Stock – Altbau und ich war zu Hause.
Heute habe ich einen 4-Buchstaben-Discounter vor der Türe. Fast gegenüber und ich brauchte allein schon 20 Minuten, bis ich im Laden stand – nicht, weil der Weg so lang war oder weil ich so langsam war, nein, das war der Verkehr, der so stark war, dass ich mit meiner Gehbehinderung es nicht geschafft habe, in einem durchzugehen und ich werde nie und nimmer in der Mitte stehen bleiben, wenn die Autos vor und hinter mir mit mehr als 50 km/h vorbeifahren.
Im Laden angekommen, habe ich alles besorgt und dann kam der Rückweg. Eigentlich dasselbe Spiel, nur mit meiner Tasche war ich mehr als gehandicapt und so viel langsamer und ich stand weitere 30 Minuten da …
Irgendwann hat mich dann mal ein älterer Autofahrer rübergelassen, weil er angehalten hat. Als ich im Haus war, war ich so k.o, dass ich mich noch mal 20 Minuten dort ausgeruht habe, bevor ich hochgegangen bin. Also war ich gut 90 Minuten einkaufen für einen Einkauf, der normal, wenn ich normal gehen könnte, 20 Minuten gebraucht hätte.
Dass das Laufen und Einkaufen sehr anstrengend ist, ist jetzt nicht das Thema. Es geht darum, dass ich an einer Straße solange warten musste, bis ich hinübergehen konnte, dass ich fast nicht mehr stehen konnte. Nur warum ist das so?
Jetzt könnte man sagen: „Okay, Sascha. Du bist zu fett, nehme ab und das ist einfacher.“ Ja, das stimmt. Das wird auch so sein, aber das ist nicht das Problem, denn früher war ich auch fett und habe das hinbekommt. Okay, nach einem Schlaganfall kannst du nicht mehr so richtig gehen. Ja, das ist auch richtig, dass das alles nicht mehr so gut geht und ich noch viel trainieren gehen muss, damit ich weniger Probleme habe.
Das Problem ist, dass seit 20 Jahren eine Umgehungsstraße gebaut werden soll und sich die Bewohner in den schönen, grünen Randbereich setzen, denn da ist kein Verkehr und der rollt jeden Tag durch die Stadt von Nord nach Süd und später umgekehrt. Sich immer wieder erfolgreich gegen diese Umgehungsstraße gewehrt zu haben, so wurde schon mal mit dem Bau begonnen und mitten in der Bauphase, dass alles wieder eingestellt wird, weil erfolgreich geklagt wurde.
Es heißt immer, dass Waltrop eine sehr schöne und grüne Stadt ist. Und so soll es auch bleiben. Als sich die Firma BMW in den Feldern zwischen Waltrop und Datteln ansiedeln wollte, hat man das erfolgreich verhindert, denn die Felder von früher, bei denen Scheiße von Dortmund verteilt wurde, sind so schützenswert. Das grade errichtete Kraftwerk in Datteln zur Grenze zu Waltrop ist seit 5 Jahren fertig, darf aber nicht ans Netz, da Waltroper Bürger erfolgreich dagegen klagen.
Wie man sehen kann, ist Waltrop eine schöne, grüne Stadt, nur ohne Arbeit und so fahren alle morgens zur Arbeit und Nachmittags wieder nach Hause, und da es hier keine Arbeit gibt, ist alles, was man zum Leben braucht, außer Lebensmittel, auch nicht mehr in Waltrop vorhanden und dann muss man wieder nach außerhalb fahren, um einzukaufen.
Waltrop ist eine grüne Stadt mit einem tollen Verkehrsproblem. Alles hausgemacht. Da brauchen wir keine Umgehungsstraße.
Euer Sascha
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