“Selbstliebe”

“Selbstliebe fragt sich, was es da zu lieben gibt.” Manfred Hinrich (1926 – 2015), Dr. phil., deutscher Philosoph, Philologe, Lehrer, Journalist, Kinderliederautor, Aphoristiker und Schriftsteller

Lesezeit

6 Minuten

In einem Video von Jennys strange world (Video Leider auf Privat), das vor einiger Zeit gemacht wurde, kam die Frage auf, wie es um ihre Selbstliebe zurzeit steht. Dies habe ich zum Anlass genommen, um mal zu sehen, wie das eigentlich bei mir mit der Selbstliebe so ist.

Ich selber leide ja an verschiedenen Diagnosen, diese sind eine instabile Persönlichkeitsstörung Typ Borderline (BPS), eine mittelschwere rezivierende Depression und einer daraus resultierenden Essstörung, die zu starkem Übergewicht geführt hat. Also sagen wir es mal so, es gibt diverse psychische Erkrankungen und auch körperliche Erkrankungen.

Keine Ahnung, dass es Selbstliebe gibt.

Was stelle ich mir unter Selbstliebe vor? Bis so in die Mitte der zwanziger hatte ich echt keine Ahnung, dass es Selbstliebe gibt bzw. was diese eigentlich für mich bedeutet. Für mich war es normal, dass ich jemand bin, der in nichts gut ist und der irgendwie scheiße ist. Ich denke, das geht einigen Leuten so, die an einer Persönlichkeitsstörung oder anderen psychischen Erkrankungen leiden,

Erst als ich in einer Klinik war, oder besser gesagt nach mehreren Aufenthalten, wo es Therapien wie Achtsamkeitstraining, eine Menge Gespräche mit Ärzten und Psychologen gab oder auch Gespräche mit Mitpatienten, die meiner Meinung nach “sehr viel hilfreicher sind”, habe ich von der Selbstliebe erfahren und auch was diese bedeutet.

Selbstliebe für sich selber zu entdecken und diese auch zu nutzen ist aber wirklich nicht einfach. Denn man muss anfangen, sich selbst akzeptieren, wie man ist und man muss es zulassen können, dass man sich liebt. Das ist nicht einfach. Eher im Gegenteil, es ist sehr schwierig.

Ich weiß von vielen Gesprächen mit Leuten, die keine Persönlichkeitsstörung haben, dass diese schon ein Problem damit haben, sich selbst zu akzeptieren. Sie haben überall irgendwelche Makel, die Brüste sind zu klein, der Bauch ist zu dick, ich bin zu groß, ich bin zu klein. Überall sind irgendwelche Angaben, Maße oder auch Normwerte, die als nicht schön empfunden werden für einen selbst.

Andere mögen das anders sehen, wie man selbst. Man kann auch nicht gut einschätzen, dass man irgendetwas gut kann oder überhaupt etwas kann und so ist es dann halt schwierig, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren.

Eine Art Selbsthass

Besonders schwierig ist es, wenn es eine Art von Hass gibt, ja eine Art Selbsthass. Dieser Selbsthass kann oft so tief gehen, dass es fast unmöglich ist, irgendetwas Positives, Liebenswertes oder Gutes an sich zu sehen.

Also fängt die Arbeit, die zur Selbstliebe führt, erst mal damit an, sich selber seiner Fehler bewusst zu werden. Bewusst zu werden, dass Fehler, Mängel, ich sag mal vermeintliche „Mangel“ normal sind und Normalität quasi nur ein Begriff ist. Denn die Gesellschaft formt, was bei uns attraktiv ist. Das heißt nicht automatisch, dass es auf der ganzen Welt attraktiv ist oder dass es besonders angesehen wird.

So können in der einen Kultur dicke Menschen als besonders attraktiv angesehen werden und in der anderen Kultur besonders schlanke und sportliche Menschen als besonders attraktiv wahrgenommen werden.

In der einen Kultur spielen Füße überhaupt keine Rolle und in der anderen werden kleine Füße als erstrebenswert empfunden. Sodass man im asiatischen Raum, besonders in Japan den Frauen die Füße abgebunden hat und diese absichtlich im Kindesalter deformiert hat, damit sie kleine Füße haben.

Irgendwann akzeptieren

Wenn man sich all dessen bewusst wird, dann kann man irgendwann akzeptieren, dass man selber irgendwelche Mängel hat und dass das normal ist. Und danach kann man anfangen, Sachen an sich zu finden, die man vielleicht gut kann. Oder dass man irgendetwas Besonderes hat, ein schönes Lächeln, schöne Augen oder dass man besonders schön singen kann.

Dazu gehört aber auch, dass, wenn man Komplimente bekommt, diese auch zulassen zu können. Aber das geht mit der Zeit, wenn man sich zugesteht, dass man etwas gut kann oder gut aussieht.

Ich für meinen Teil mache ja auch Podcast und ich höre immer wieder was für eine schöne Stimme ich habe. Natürlich musste ich mich daran erst mal gewöhnen, meine Stimme zu hören, denn ich höre, wenn ich rede, meine Stimme anders als andere Menschen, da ich ja noch den Knochenschall höre und der überträgt normal den Bass besser, so höre ich meine Stimme wesentlich basslastiger wie alle anderen. Und so ist es erst befremdlich, wenn man seine eigene Stimme hört.

Heute kann ich meine Stimme hören und finde sie normal. Wie gesagt, andere finden sie sehr angenehm und meine Art, ruhig und bedacht zu sprechen als äußerst angenehm. Aber auf Videos und sei es nur von der Brust auf abwärts ist es immer noch schwierig, mich zu sehen. Was das Editieren und Bearbeiten der Videos nicht unbedingt einfacher macht.

Selbst zu diesem Blogbeitrag wird es noch ein Video geben. Und ich weiß jetzt schon beim Schreiben, dass es wieder ein komisches Gefühl sein wird, wenn ich dieses Video mache bzw. beim Editierendes Videos.

Ich habe dieses Beispiel jetzt herangezogen, um zu zeigen, dass es Bereiche gibt, in den ich sehr wohl schon eine Art Selbstliebe und eine Akzeptanz meiner guten oder positiv besetzten Fähigkeiten habe. Und ich weiß, dass dieses anderen Leuten gefällt, sodass ich mittlerweile sage, das gefällt mir auch oder das kannst du oder auch das machst du gut.

Das jahrelange Mobbing

Auf der anderen Seite habe ich immer noch die Schwierigkeit, mein eigenes Bild zu ertragen und ich sage es absichtlich zu ertragen. Denn das, was ich sehe, kann ich nicht leiden. Aufgrund meiner Fettleibigkeit habe ich da immer noch Schwierigkeiten. Auch das jahrelange Mobbing, unter dem ich litt, spielt hier mit Sicherheit eine große Rolle.

Da habe ich noch etwas Arbeit vor mir, aber das ist vollkommen okay, denn ich weiß, das werde auch noch hinbekommen, egal ob ich abnehme oder mich annehme, so wie ich bin.

Aspekten meiner Persönlichkeit und meines Aussehens zu lieben.

Und wenn ich mich angenommen habe im Großen und Ganzen also komplett, dann habe ich es auch geschafft, mich in sehr vielen Aspekten meiner Persönlichkeit und meines Aussehens zu lieben.

Das wichtigste bei dieser Phase bei diesem Prozess des Lernens ist, dass man ehrlich zu sich selbst ist, da kann man nicht lügen, man kann sich schlecht selbst belügen, wenn es darum geht, dass man lernt, sich selbst zu lieben.

Ob ich darin gut bin, das weiß ich noch nicht. Aber ich lerne ja noch.

Wie sind da eure Erfahrungen und wie geht ihr mit diesem Thema um? Schreibt es mir gerne in die Kommentare, ich bin da sehr neugierig drauf.

Euer Sascha.

Autor: Sascha Markmann

Legastheniker am Werk (Mehrfaches lesen meiner Postings kann zu irreparable Schäden an den Augen führen z. B.. Pseudotumor-zerebral-Syndrom) Leicht gestörter bis Mittel schwerer Fall von Überlebens Künstler, Maler, Blogger, Musiker, Podcaster und Video Produzenten "Audiovisueller STUMPFSINN mit keinem Nutzwert"

2 Gedanken zu „“Selbstliebe”“


  1. Ich bin selbst auch etwas verunsichert momentan, der Artikel hat mir jedenfalls schon sehr geholfen und mich motiviert mehr Selbstliebe zu erlernen.

    Lg Alisa


  2. Selbstliebe ist ein Grundpfeiler um ein erfüllteres Leben leben zu können.
    Ist man mit sich selbst unzufrieden, führt es bei einigen zu Ego-Psycho Problemen.
    Solche Menschen halten sich leider für das einzig Wahre und stecken andere Menschen mit deren geistigen Dünnpfiff an.
    Leider merkt man das etwas spät und einige wiederum nie im Leben.

    In diesem Sinne viele Grüße
    Simon

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