Mein Leben mit der Pflege

“Pflege deine Wunden aber konserviere sie nicht!”
Helga Schäferling (*1957) deutsche Sozialpädagogin.

Es ist ja jetzt schon einige Zeit her, wie ich darüber berichtet habe wie es war, bei der Begutachtung des Pflegegrades. Und heute möchte ich euch berichten, wie es in der Zwischenzeit weiter gegangen ist. 

Mittlerweile bin ich ja umgezogen und habe hier jetzt häusliche Pflege installiert. Das bedeutet jemand kommt vorbei und hilft mir im Haushalt, sowie auch bei der täglichen Hygiene. 

Sich einzugestehen, dass man auf Hilfe angewiesen ist, macht die gesamte Sache und die Situation nicht unbedingt leichter. Es ist genauso wie damals, als ich den Schwerbehindertenausweis in der Hand hielt. Oder auch die Tatsache, dass ich nicht mehr arbeiten gehen kann. Dies sind Einschnitte im Leben die ihre Spuren hinterlassen und erstmal nach wirken müssen. 

Nachdem das Gutachten erstellt wurde und das ernüchternde Ergebnis Pflegegrad 1 war, hatte ich natürlich einen Widerspruch eingelegt. Und habe tatsächlich ein paar Punkte mehr bekommen. Nur reichten diese immer noch nicht für den Pflegegrad 2. So habe ich  gerade mal die minimal Versorgung. Und das bedeutet, ich kann mir gerade mal die hauswirtschaftliche Hilfe leisten. Diese vier Stunden im Monat zu mir kommt. Und verschiedene Aufgaben erledigt wie z.b. Staub putzen den Boden wischen oder auch Fenster putzen. Aber jedem dürfte klar sein, 4 Stunden sind nicht viel, und reichen bei weitem nicht aus. 

Also brauche ich immer noch Hilfe, von meiner Mutter und meiner Schwester oder von meiner Partnerin. Alleine das Einkaufen ist da ja schon problematisch, denn bei den 4 Stunden kann man davon ausgehen, dass ich da gerade mal die Fenster geputzt bekomme. Und das ein bisschen in der Wohnung gemacht wird. Auch da müssen Familienmitglieder immer noch einspringen und hier und da etwas erledigen für mich. 

Die Pflege, die ich jetzt auf der körperlichen Seite benötige, ist jetzt über mein Hausarzt geregelt. Und das ganze befindet sich aktuell noch in der Genehmigungsphase bei der Krankenkasse. 

Aus meiner Erfahrung heraus kann das etwas dauern. Das letzte Mal als etwas genehmigt werden musste hat es ungefähr drei Monate gedauert. Und dementsprechend warte ich jetzt und telefoniere mit der Krankenkasse regelmäßig. 

Als erwachsener Mann oder auch als erwachsene Frau auf die Hilfe von anderen angewiesen zu sein, bei so Kleinigkeiten wie z. B. beim Duschen ist schon belastend. Zumindest für mich. Mir macht es jetzt nichts aus, ob mich ein männlicher oder ein weiblicher Pfleger unterstützt. Ich bin selbst Altenpfleger vom Beruf. 

Denn noch belastet mich die Tatsache, dass ich diese Hilfe brauche. Es ist kein Problem jemanden aus der Familie oder meine Partnerin zu fragen, aber jemand Fremdes das ist schon etwas anderes. 

Es löst in mir ein Gefühl des Versagens aus. Eine persönliche Niederlage in meinen Augen. 

Ich weiß, dass diese Gedankengänge total falsch sind. Und nicht unbedingt förderlich für die Situation. Aber es ist halt mein Bedürfnis möglichst selbständig zu sein. 

Ich bin froh, dass ich in der Lage bin alleine und selbständig quasi mit Unterstützung zu leben. Und ich werde auch hier und da noch weitere Hilfen einfordern wie z. B. die ambulante Hilfe zum selbstbestimmten Leben und Wohnen. 

Denn damit bekomme ich auch Unterstützung und eine Anlaufstelle wo ich mich beraten lassen kann. Die mich bei Arztterminen begleitet oder auch, wenn ich mal einkaufen gehen möchte. Denn das ist etwas, was ich auch vermisse, selbständig einkaufen zu gehen. 

Ich habe es gesehen wie ich mit meiner Freundin einkaufen war. Und wir mit dem Rollstuhl durch den Laden gefahren sind. Aufgrund meiner sehr speziellen persönlichen Bedürfnisse ist der Rollstuhl  etwas breiter und passt nicht immer so durch die Gänge und Gassen eines Supermarktes. Und noch viel weniger durch die schmale Pforte im Kassenbereich. 

Das sind alles Hindernisse, die es zu bedenken gilt, wenn ich mit dem Rollstuhl unterwegs bin. 

Ich spüre oder ich merke immer wieder, dass ich noch vieles zu lernen habe, und ich mir immer wieder eingestehen muss, ja ich brauche Hilfe und ich brauche Hilfe von professionellen Helfern. Ich muss mir dieses nicht nur zu gestehen, ich muss es mir auch erlauben.

Und dies ist ein Prozess, indem ich mich immer noch befinde. Aber ich spüre, dass ich darin immer besser werde, und mir immer mehr erlauben kann. 

Wie geht ihr damit um? Oder habt ihr da auch schon Erfahrungen damit? Schreibt es in die Kommentare. Ich würde mich freuen von euren Geschichten zu hören. 

Euer Sascha

Autor: Sascha Markmann

Legastheniker am Werk (Mehrfaches lesen meiner Postings kann zu irreparable Schäden an den Augen führen z. B.. Pseudotumor-zerebral-Syndrom) Leicht gestörter bis Mittel schwerer Fall von Überlebens Künstler, Maler, Blogger, Musiker, Podcaster und Video Produzenten "Audiovisueller STUMPFSINN mit keinem Nutzwert"

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