Leute, die mir seit längerem Folgen das mitbekommen, was ich im Netz alles so mache, wissen, dass ich an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leide und für diese Menschen ist eins etwas der schlimmsten Sachen, die passieren können – die Angst, verlassen zu werden, auch wenn das nur eine Einbildung ist.
Jetzt ist das so, dass ich diese Momente mehr als gut kenne. Ich habe in meiner Vergangenheit immer wieder das Gefühl gehabt, verlassen zu werden. Ich wurde auch oft verlassen, ganz gleich, ob es beabsichtigt oder unbeabsichtigt war. Genauso wie der Tod meines Vaters oder das Verlassen werden von einer Freundin.
Als gesunder Mensch oder als nicht betroffene Person ist das schon schwierig genug, wenn man verlassen wird. Man macht Fehler und fühlt sich dumm dabei oder eben komisch, aber wenn man eine emotionale instabile Persönlichkeit, was nun mal Borderlinepersönlichkeiten sind, dann hat das alles eine andere Dimension.
Die Reaktion auf die Angst für einen Außenstehenden oder einen nicht betroffenen Menschen ist sehr extrem und manchmal auch sehr beängstigend, denn das Ausmaß der Reaktion mag oft nicht im Verhältnis zum eigentlichen Auslöser stehen.
Ich weiß, dass das jetzt für jemanden, der das noch nie erlebt hat, alles sehr merkwürdig klingt, aber so ist das nun Mal. Ich habe von Leuten gehört, die ich in der Psychiatrie getroffen habe, die sich das Leben nehmen wollten, weil sie Angst hatten, dass sie verlassen werden von einem geliebten Menschen, dass so extrem sein kann, da es die Reaktion der Angst ist und das kenne ich von mir selbst.
Manchmal ist es nun mal so, dass es im Leben Trennungen gibt, die tiefe Spuren hinterlassen – so tief, dass selbst gesunde Menschen da echt zu straucheln haben, aber wie soll es da erst bei jemandem sein, der krank ist und damit eher zu kämpfen hat? Jemand, der damit nicht umgehen kann, für den ist das eines der schlimmsten Sachen, wenn er dann generell verlassen wird.
Er reagiert nämlich nicht wie ein Erwachsener, sondern wie ein sechsjähriges Kind reagieren würde. Komplett anders als jemand, der 20 oder 30 Jahre alt ist. Dies kann für Außenstehende sehr befremdlich wirken, weil es nicht rational ist und nicht emotional gesteuert wird.
Selbst ich als Borderlinebetroffener kann das in kleinster Weise nachvollziehen, wie manch andere Mitbetroffene dann reagieren und es ist nicht rational, denn es ist nicht logisch zu erklären. Es steht oft in kleinster Weise zum Auslösergrund – so heftig sind manchmal die Reaktionen.
Auch ich habe selber schon solche heftigen Reaktionen gezeigt und hier und da immer wieder Dummheiten gemacht, oder mich dann selber ins Krankenhaus eingewiesen, um nicht weitere Dummheiten zu tun.
Es ist wirklich extrem und krass, wie jemand dann reagieren kann, aber es ist ja auch in dem Falle so, dass der betroffene Mensch wie ein Kind reagiert und nicht wie eine erwachsene Person, welche das besser reflektieren kann.
Klar wäre ich ohne solche Erfahrungen und solche Vorkommnisse nicht die Person, die ich heute bin, aber gefühlstechnisch hätte ich auch auf so einiges verzichten können, denn es ist eine Achterbahnfahrt. Ein Ständiges rauf und runter. Es ist sehr anstrengend – so anstrengend, dass man am liebsten tagelang durchschlafen möchte.
Es kann sich jemand, der das nicht selber durchgemacht hat, oder es erlebt hat, vorstellen, wie kräfteraubend dieses Gefühlschaos in diesem Leben am Limit sein kann.
Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht oder kennt ihr Leute, die so krass unter solchen Reaktionen und Verhaltensmustern leiden?
Euer Sascha
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