Wie war die Beerdigung für mich?

“Wenn wir unserer eigenen Beerdigung beiwohnen könnten, würden wir unsere Angehörigen mit ganz anderen Augen sehen.”
Waltraud Puzicha

Jetzt ist das alles schon ein paar Tage vorbei und unser Vater ist begraben. Es war etwas, das auch gerne erst in 20 Jahren hätte passieren können, aber mit zu 68 Jahren zu gehen, nun, das ist meiner Meinung nach einfach noch kein Alter.

Nach den ganzen Besprechungen und Vorgesprächen, dem Bangen und der Angst, ob man das überhaupt finanziert bekommt. Da ist bis heute noch nicht sicher. Am Donnerstag war es dann so weit um 14 Uhr. Wir waren allesamt da. Jedenfalls das, was von der Familie noch übrig ist.

Nach und nach trudelten Freunde und Verwandte ein, die man schon lange nicht mehr gesehen hat und wow, echt komisch .. je älter man wird, desto eher trifft man sich nur noch auf Beerdigungen. Als Kind feierte man die Geburtstage zusammen und heute nur noch den Tod.

Da Papa ein sehr lockerer Mensch war und wenig auf Edikte wert legte, haben wir das auch so gehandhabt. Es wurde auch wenig schwarz getragen. Eher helle Farben, so wie es der alte Mann mochte.

Die Trauerhalle war sehr schön zurechtgemacht. Es waren Blütenblätter in einer Schlangenform umschallen mit Kerzen gelegt, das war sehr schön anzusehen. Und all das war so dekoriert, dass der Blick auf die Urne gerichtet wurde.

Im Großen und Ganzen sehr schön gemacht und das für eine der billigsten Formen der Beerdigung. Aber dennoch würdevoll und das muss ich sagen. Ich bin dafür sehr dankbar.

Nachdem der ehemalige Schifferfahrer die Trauerrede angefangen hatte, dachte ich nur: “Oh, der macht das aber sehr locker.” Aber alleine die Geste, dass er zur Urne ging und seine Hände drauflegte, um ihn zu begrüßen, war schon sehr herzergreifend.

Die Rede und die Zeremonie waren sehr schön gehalten. Vieles von dem, was wir über unseren Vater gesagt haben, hat er eingebaut und auch die Pausen mit der von uns gewählten Musik waren passend gewählt. Papa mochte das Lied von Queen – “I Want To Break Free”. Das spielten wir zum Anfang. Dann folge The Beatles – “Yesterday” und dann wieder etwas später The Beatles – “Hello, Goddbye”. Papa war ein großer Beatles-Fan. Kein Wunder, damals war er 18 zu dem Zeitpunkt. Da waren solche Werke noch sehr politisch und musikalisch. Beim Rausgehen kam von Israel Kamakawiwo’ole – “Over The Rainbow”. Dabei legte jeder die Hände auf die Urne und verabschiedete sich noch mal. Wir als Familie legten de Hände zusammen. Es war schön, es zusammen zu tun.

So ging jeder nach und nach an unserem Vater vorbei und ließ einen letzten Gruß da. Dann gingen wir zum Urengrab-Platz und nun ja, was soll ich sagen? Das Grab ist fast gegenüber des Grabes, wo seine Schwiegereltern ruhen und das ist fast in Sichtweite zum Grab seiner Eltern. Also sehr nahe und alles beieinander und gut zu erreichen.

Die Urne wurde herabgelassen und dann hat jeder nach und nach Blütenblätter und etwas Erde mit reingegeben. Andere haben noch kleine Sachen mitgegeben, wie was zu rauchen oder einen Schnuller vom kleinen Enkel. Das war sehr schön mit anzusehen. Ich habe aber das nicht gemacht, da ich vom Laufen und der vielen Aufregung sehr geschlaucht war und auch wackelig auf den Beinen. So haben einige etwas für mich mit reingetan.

Dann gingen nach einer Zeit die Leute nach Hause. Wir feierten noch den Hochzeitstag meiner Schwester, denn der war auch an dem Tag mit einem schönen Essen beim Griechen.

So, das war die Beerdigung. Natürlich passierte viel mehr, aber das kann ich alles nicht wiedergeben. Es war einfach zu viel, was da passierte. Ich hoffe, dass jetzt wieder mehr Ruhe einkehren wird und sich alles positiver entwickeln wird, wie ich es mir vorstellen kann.

Ich bin dankbar für diese schöne Feier und dass Menschen da waren, die Papa sehr mochte und liebte. Es waren Verwandte und Freunde. Manche waren mehr als Freunde, aber wir alle waren da, um unseren Vater zu verabschieden und das war schön.

Euer Sascha

Autor: Sascha Markmann

Legastheniker am Werk (Mehrfaches lesen meiner Postings kann zu irreparable Schäden an den Augen führen z. B.. Pseudotumor-zerebral-Syndrom) Leicht gestörter bis Mittel schwerer Fall von Überlebens Künstler, Maler, Blogger, Musiker, Podcaster und Video Produzenten "Audiovisueller STUMPFSINN mit keinem Nutzwert"

2 Gedanken zu „Wie war die Beerdigung für mich?“


  1. Lieber Sascha, danke für einen treffenden Artikel, der zum Nachdenken anregt. Jeder Abschied verläuft individuell, würde ich sagen. Rituelle Handlungen werden einfach hilfreich in diesem Fall und ein erfahrener Bestatter hält sich an die Balance während der Trauerfeier, macht sich Sorgen über eine ehrwürdige Bestattung. Es scheint aber, dass auch die Verwandten die Trauerfeier mitgestalten können.


  2. Mein Kollege hat Testamentarisch festglegt, dass er eine Feuerbestattung wünscht. Mein Kollege mag den Gedanken nicht, dass sein Körper verbrannt wird. Ich würde auch die Feuerbestattung vorziehen, aber da ist wohl die Vorstellung wichtig, die die Leute von ihrem Tod haben.

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