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Hallo und willkommen zu einer neuen Ausgabe der Abschweifung. Da, wo ich gelegentlich vom
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Thema abschweife oder auch nicht. Ich bin Sascha Markmann und sage Hallo. Das heutige Thema ist
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Spitzenlabels und die Psychologie dahinter. Ich hatte ja einen Podcast gemacht unter Abschweifung
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in der es um YouTube gefiel, also wo Kritik herkommt oder wird Kritik als Mobbing bezeichnet. Dann habe
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ich einen Podcast gemacht, der aus der Gruppe der Leisenstille gekommen ist. Da ging es um
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ein Kommunikationsmuster, das Verleugnen, Angriff und die Opfertäterumkehr, das sogenannte
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davor Muster beschreibt und dazu gab es irgendwie doch harte Reaktionen und darum soll es jetzt
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gehen. Wir kennen das alle von Social Media. Es gibt Streit, es werden Labels und Drama produziert,
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Denn dem Algorithmus gefällt das ganz gut. Aber anstatt nur auf den Konflikt zu achten,
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0:02:17 – 0:02:25
schauen wir uns mal die Mechaniken dahinter an. Fast so, als würden wir psychologische
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Diagnose, Beurteilung, Einordnung betreiben und wie funktionieren diese Auseinandersetzungen? Also
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fangen wir erstmal damit an. Wie läuft sowas ab? Auf Instagram, YouTube oder in Shorts, in Reels,
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in Stories sehen wir immer wieder dieselben Choreografie. Jemand kritisiert jemand anderes,
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der andere reagiert ziemlich zeitnah, schon fast sofort, öffentlich und mit klaren Spitzen.
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Und schnell fallen Labels und Begriffe, die den Gegner vorab in eine Schublade packen.
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Schrottfunk, Asifunk oder ähnliche Abwertungen. Wichtig, diese Begriffe wirken wie kognitive
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Filter. Sie hören mehr oder weniger oder wer sie hört, hat schon ein Bild im Kopf,
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bevor es überhaupt um Inhalte geht. Das Ganze produziert Bilder wie "derjenige kann nichts",
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"derjenige redet eh nur Schwachsinn" oder "da ist eh nicht viel zu erwarten, da Schrott".
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Also, welche Techniken stecken dahinter? Es sind ein paar typische Mechanismen.
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Frame-Controlle. Mit einem einzigen Wort wird die Erzählung gelenkt. Wer Schrott sagt,
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hat das Urteil schon gefällt, bevor die Diskussion beginnt. Das bekannte Davor-Muster. Erst wird
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geleugnet, dann reaktiviert, dann der Kritiker angegriffen und am Ende kehrt sich die Opferrolle
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um. Aus "Ich werde kritisiert" wird "Ich werde gemobbt". Der nächste Punkt wäre die "Ephemere
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Eskalation". Stories verschwinden nach 24 Stunden. Sie sind ideal, um Spitzen zu setzen, ohne dass sie
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leicht belegbar sind. Was bleibt sind Reels oder Clips. Sie selektiv als gewünschtes Bild
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konserviert werden. Der letzte Punkt wäre humorisierte Abwertung. Labels wie Asifunk
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funktionieren nicht nur als Abwertung, sondern auch als Running Gag. Humor trägt Aggression.
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0:05:14 – 0:05:22
Und selbst wenn man wochenlang, gute drei Wochen, nichts zu dem Thema gemacht hat,
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wird sich immer wieder in Live auf YouTube oder in anderen Kanälen abwertend darüber geäußert.
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0:05:35 – 0:05:44
Es gibt immer wieder Spitzen, immer wieder. Und das belegen auch andere Content-Kreatoren,
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mit denen man im Ausstauch steht. Dass selbst wenn man monatelang nichts macht,
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es immer wieder Spitzen kommen. Aber was steckt jetzt psychologisch dahinter, also rein hypothetisch?
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Hypothetisch betrachtet spielen solche Verhaltensweise bestimmte Persönlichkeitsdimensionen
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wieder. Eine hohe Belohnungssensitivität, Likes und Reichweite wirken wie ein Verstärker. Jede
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Jede Reaktion gibt kurzfristig einen Dopaminkick. Das Gehirn schwimmt förmlich in Dopamin und man
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ist ziemlich geil. Reichweite, Klicks, Bewunderung. Das kann schon cool sein. Der nächste Punkt ist ein
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fragiles Selbstwertsystem. Kritik wird als Bedrohung erlebt. Daher die schnelle, teils
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aggressive Gegenreaktionen. Ja, wenn dir nicht gefällt, was ich mache, das ist schlecht, weil
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ich bin so cool, ich bin so geil. Die anderen belohnen mich ja. Also wenn du mich dann kritisierst,
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dann muss was bei dir kaputt sein, nicht bei mir. Dann gibt es noch die Dominanzorientierung. Streit
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wird nicht vermieden, sondern gesucht, weil er ein Statusspiel erlaubt. Ich kann mich halt über
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den anderen erheben, ich kann den anderen diskreditieren, ihn quasi in einer Schublade
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stecken und so habe ich halt immer so ein etwas höheres Level, weil ich bestimme das Spielfeld,
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0:07:28 – 0:07:36
ich bestimme die Regeln und du bist gerade auf mein Terrain und du musst das tun, was ich will
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und was ich erlaube. Und dann gibt es noch die externe Attribution. Habe ich das richtig
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ausgesprochen? Attribution. Ja, doch. Schuld oder Fehler werden konsequent bei anderen verordnet.
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Man sucht sie förmlich. Man durchwühlt den gesamten Content. Man macht sich tagelang Arbeit,
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0:08:01 – 0:08:08
hört stundenüber stunden, ach was sage ich, mehrere tage Content sich an und sucht sich
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kleinste Versprecher raus. Als Legastheniker kann ich nur sagen, ich verschreibe mich immer ganz
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gerne. Man sucht solche kleinen Schwächen, solche kleinen Fehler und hebt sie natürlich dann hervor,
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weil, aha, seht her, der andere kann es nicht, der andere macht es nicht besser, der andere,
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"Was hat der für Ausbildungen? Der muss ein Scharlatan sein!" Um es noch mal klarzustellen,
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0:08:36 – 0:08:44
das ist nur rein hypothetisch. Es geht hier nicht um eine Diagnose, sondern um psychologische Muster.
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0:08:44 – 0:08:55
Und jetzt kommen wir zu den riesigen Nebenwirkungen dieser Verhaltensweise. Kurzfristig bringt diese
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Strategie "Reichweite" streitzieht Klicks. Der Algorithmus liebt Klick im Streit. Beef ist im
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0:09:05 – 0:09:15
Internet bei Content-Kreatoren immer ein Garant für Reichweitensteigerung. Mittelfristig kann
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0:09:15 – 0:09:23
das aber zum Markenkern werden, denn man wird auf Drama reduziert. Und das kann man ja schon
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beobachten, dass ein ja ein bunt gemischtes Portfolio an Themen auf einmal aus und separiert
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wird, ausgelagert wird und dass man dann sich mehr auf Beef-Content und Trash und so weiter
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konzentriert. Auf der anderen Seite eigentlich das, was man gerne gemacht hatte, das man mit
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Herzensblut gemacht hat, den Retro-Content. Und daraus ergibt sich natürlich auch ein Problem,
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denn langfristig droht Vertrauensverlust. Wer nur noch über Konflikte wahrgenommen wird,
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hat es schwer, mit Inhalten jenseits der Feder ernst genommen zu werden. Und das ist ja auch
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schon genau passiert. Man hat gesehen gehabt, dass bestimmte Sachen einfach nicht mehr funktionieren
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0:10:17 – 0:10:25
oder in Relation zu anderen Inhalten viel weniger Klicks haben und so hat man das halt separiert,
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auf einen eigenen Kanal. Und dann kommen wir jetzt auch mal so langsam zum Ende.
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0:10:31 – 0:10:41
Ja, was bedeutet das für uns? Ja, wenn Begriffe wie Schrottfunk fallen, dann ist es keine neutrale
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Beschreibung, sondern ein psychologischer Trick. Sie verschiebt den Diskurs, bevor er angefangen
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hat. Das ist pure Ablenkung. Er weiß ganz genau, dass es viele Kritiker gibt. Und bevor diese Leute
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gefährlich werden können, werden sie in seiner Gruppe, in seiner Innengruppe, in seiner Peer-Gruppe,
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0:11:08 – 0:11:15
also die Leute, mit denen er eng zusammenarbeitet und die Leute, die halt gerne mit ihnen zusammen
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0:11:15 – 0:11:21
sind oder mit ihnen zusammenarbeiten, wird das halt alles von vornherein so geframed,
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dass selbst wenn Informationen dort ankommen, durch die Benennung als unseriös,
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nichts wert, Asifunk und so weiter, dass man den Leuten dann einfach keinen Glauben schenkt. Und so
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kann er sicher sein, dass er in seiner Gruppe weiterhin einen gewissen Status hat und auch bei
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seiner Anhängerschaft den Status hat, ohne dass es irgendwie dazu kommt, dass halt Kritik ankommt.
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Und das ist egal, ob die Kritik berechtigt ist oder nicht berechtigt ist. Diese Kritik wird
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von vornherein als Schwachsinn abgetan, weil derjenige immer wieder hingeht und die Sachen
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halt so framed, so einordnet, dass das ja nichts ist. Er macht sich halt lustig darüber und das
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sind halt immer wieder, immer wieder und wieder und wieder und wieder wiederholende Vorgänger.
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Und so setzt sich das halt gedanklich fest. Denn eins ist sicher, Konflikte im Netz sind
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unvermeidbar. Außerdem gibt es Leute, die haben Spaß dran. Ich finde Konflikte im Internet stellenweise
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unterhaltsam. Ich finde selbst diesen Konflikt für mich hier unterhaltsam, weil es mir Gelegenheit
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gibt über dieser Mechanismen aufzuklären oder auch auf einer spielerischen, ironischen Art und Weise
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über diesen Personenkreis zu informieren. Man kann ihnen den Spiegel vorzeigen und sie halten einen
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noch größeren Spiegel zurück, dann halten wir einen noch größeren Spiegel wieder vor und sie
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halten wieder einen großen Spiegel zurück. Das Einzige, was man davon hat, ist Reichweite und
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wir eine gute Zeit, wenn wir unseren Content machen. Solange das alles nicht "juristikabel"
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bleibt oder wird, ist das doch vollkommen in Ordnung. Das ist ne Win-Win-Situation für alle.
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Soviel dazu. Am Ende gilt, Spitzen verpuffen, Substanz bleibt. Tschüss, euer Sascha.
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