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00:00 – 0:00:26
Hallo und willkommen zu einer neuen Ausgabe der leisen Stille.
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0:00:26 – 0:00:38
Ich bin Sascha Markmann und sage Hallo. Das heutige Thema ist Zwangsstörung. Zwänge,
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0:00:38 – 0:00:47
das klingt für viele erstmals total harmlos, wie so eine Art Ordnungsfimmel oder der Drang,
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0:00:47 – 0:00:59
alle zweimal zu überprüfen, aber dahinter steckt etwas viel Komplexeres und zwar Zwangsgedanken,
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0:00:59 – 0:01:08
Zwangshandlungen und ein innerer, wirklich echter Kampf, das so weit gehen kann, dass es zu einer
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0:01:08 – 0:01:17
Belastung im Alltag wird, zu einer massiven Belastung, denn Ängste, Schuldgefühle, das
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0:01:17 – 0:01:24
kann einen Druck auslösen, der kaum auszuhalten ist. Aber was sind denn überhaupt Zwänge?
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0:01:24 – 0:01:32
Zwangsstörungen bestehen typischerweise aus zwei Komponenten. Zum einen sind es Zwangsgedanken,
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0:01:32 – 0:01:43
Das können zum Beispiel aufdringliche, ungewollte Gedanken oder Bilder, die sich gegen den einen
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Willen in den Kopf drängen. Oft dreht es sich um Gewalt, Religion, Sexualität oder auch Verschwörungen
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0:01:51 – 0:02:01
und das andere sind Zwangshandlungen, quasi Rituale oder Handlungen, die als Reaktion auf
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0:02:01 – 0:02:10
diese Gedanken ausgeführt werden, um die Angst zu neutralisieren oder ein Unglück zu vermeiden.
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0:02:10 – 0:02:19
So Beispiele wären zum Beispiel, jemand hat den Gedanken, wenn ich den Herd nicht zweimal überprüfe,
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0:02:19 – 0:02:27
könnte die Wohnung abbrennen. Daraus entsteht ein ritualisiertes Verhalten. Jedes Mal muss der
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0:02:27 – 0:02:32
Herd kontrolliert werden, nicht einmal, sondern zweimal. Ich kenne sogar Leute, die machen das
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0:02:32 – 0:02:40
so mit magischen Zahlen, also dreimal und das Ganze muss dann dreimal wiederholt werden. Also
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0:02:40 – 0:02:48
haben sie im Endeffekt neunmal den Herd kontrolliert. Ich hatte auch mal eine Lebensgefährtin, mit der
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0:02:48 – 0:02:56
ich gute drei Jahre zusammen war, die hat das auch wirklich sehr genau kontrolliert, ob der Herd aus
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0:02:56 – 0:03:01
ist, ob der Wasserkocher aus ist und ob das Wasser abgedreht ist von der Waschmaschine
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0:03:01 – 0:03:08
und Spülmaschine und so weiter. Und das wurde alles mehrmals wiederholt. Was unterscheidet
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0:03:08 – 0:03:17
denn jetzt so Zwänge von Tics oder Routinen? Ganz klar der Leidensdruck. Denn wenn man diesen
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0:03:17 – 0:03:26
Zwängen nicht nachgeht, entsteht ein Leidensdruck, weil man das nicht gemacht hat, weil dann halt
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0:03:26 – 0:03:33
die Angst kommt, es passiert ein Unglück, um das Ganze jetzt mal gegenüber Tics und Routinen abzugrenzen.
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0:03:33 – 0:03:43
Tics sind wie zum Beispiel Blinzeln oder Zuckern eher neurologisch bedingt und unwirkkürlich.
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0:03:43 – 0:03:49
Also man macht es nicht irgendwie bewusst, sondern es kommt halt aus dem vegetativen Nervensystem
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0:03:49 – 0:03:58
System oder durch irgendwelche Kreuzverschaltungen im Gehirn oder kleine Kurzschlüssen auf der
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0:03:58 – 0:04:10
Nervenbahn und ja, ist halt zwar unschön, wenn man das hat. Ich hatte zum Beispiel eine Zeit lang
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0:04:10 – 0:04:18
einen wirklich schlimmen Trämor. Das ist also quasi so ein Zittern und ich kann mir halbwegs
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0:04:18 – 0:04:24
vorstellen, wie das ist, wenn man jetzt so Tics hat, weil ich konnte das auch nicht abstellen. Ich konnte
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0:04:24 – 0:04:31
meinen Arm einfach nicht ruhig halten und war schon ziemlich unangenehm. Routinen. Wie grenzt man jetzt
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0:04:31 – 0:04:37
halt Zwänge gegen Routinen ab? Ja, das ist auch ganz einfach. Routinen sind quasi so eine Art
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0:04:37 – 0:04:48
Gewohnheit und Rituale. Die sind aber freiwillig. Also man hat sich diese Sachen angewöhnt, weil
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0:04:48 – 0:04:56
man das halt auch beruhigend wirkt. Sie geben Struktur, aber ganz wichtig ist, sie sind freiwillig.
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0:04:56 – 0:05:02
Es ist auch nicht schlimm, wenn man dieses Ritual nicht macht. Zum Beispiel Einschlafrituale. Ja,
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0:05:02 – 0:05:06
man kann auch einschlafen ohne den Ritual, aber es ist natürlich schöner mit dem Ritual.
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0:05:06 – 0:05:15
Ja, und dann halt Zwänge. Zwänge sind quälend, definitiv. Sie machen keinen Spaß. Sie werden
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0:05:15 – 0:05:23
ausgeführt, obwohl die betroffene Person weiß, dass es eigentlich totaler Blödsinn oder irrational ist.
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0:05:23 – 0:05:31
Aber die Angst, etwas zu versäumen oder eine Katastrophe auszulösen, ist viel stärker als
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0:05:31 – 0:05:36
das, was man sich halt – auch wenn man es rational weiß, dass es halt Blödsinn ist – das ist viel
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0:05:36 – 0:05:44
stärker als die Vernunft. Typische Beispiele aus dem Alltag. Ich habe schon manche selber
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0:05:44 – 0:05:53
erlebt bei anderen Menschen und andere halt weniger. Waschzwang, also bis zu 50 mal oder
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0:05:53 – 0:06:01
mehr am Tag sich die Hände zu waschen, aus Angst irgendwelche Bakterien und Keime zu übertragen
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0:06:01 – 0:06:08
oder sich anzustecken. Ich kenne Leute, die ihre gesamten Lebensmittel mehrmals am Tag abwaschen,
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0:06:08 – 0:06:17
aus Angst, dass da etwas entsteht. Das ist auch belastend, auch als Mensch, der daneben steht.
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0:06:17 – 0:06:23
Kontrollzwänge, wie gesagt, eine ehemalige Lebensgefährtin von mir, Kontrollzwänge können
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0:06:23 – 0:06:31
Licht, Türen, Wasserhahn, Herd, Sicherungskasten, alles muss mehrfach kontrolliert werden. Und
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0:06:31 – 0:06:36
Und wehe dem, da ist etwas nicht so, wie es sein soll.
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0:06:36 – 0:06:39
Dann kann das schon in einem kleinen, kleines Drama enden.
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0:06:39 – 0:06:40
Ja.
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0:06:40 – 0:06:45
Es ist halt ein Zahlenzwänger.
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0:06:45 – 0:06:49
Bestimmte Zahlen müssen erreicht werden, um mal ein Unglück zu erreichen.
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0:06:49 – 0:06:53
Wie gesagt, drei mal drei mal die gleiche Prozedur durchführen.
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0:06:53 – 0:06:59
Weil drei ist eine magische Zahl und das Mehrfache davon ist halt umso magischer.
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0:06:59 – 0:07:01
Sieben hat auch so eine komische Zahl.
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0:07:01 – 0:07:09
was manche Leute auch machen. Je höher die Zahl ist, umso öfter man die Wiederholung macht. Das
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0:07:09 – 0:07:15
kann lange dauern. Etwas, was ich bis jetzt noch nicht so selber erlebt habe, das sind
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0:07:15 – 0:07:26
Zwangsgedanken. Impulse jemanden zu verletzen, obwohl man das nie tun würde, Sachen kaputt
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0:07:26 – 0:07:41
machen, was gibt es sonst noch zu klauen, das gibt es auch alles. Und das kann juristisch und mit dem
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0:07:41 – 0:07:50
Gesetz ziemlich viele Probleme geben. Ich kenne Leute, die halt unter einer Art von Kaufzwang
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0:07:50 – 0:07:58
gelitten haben, die sich erstens total verschuldet haben und zum anderen in mehreren Läden dann halt
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0:07:58 – 0:08:06
Hausverbot hatten und quasi schon Probleme hatten, ihren Alltag zu bespreiten, weil wenn du in den
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0:08:06 – 0:08:11
einzigsten Lebensmittelladen, der im Ort ist, nicht mal einkaufen gehen kannst, dann hast du ein Problem.
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0:08:11 – 0:08:23
Religiöse Zwänge, das gibt es auch und Beten und moralische Selbstkontrolle habe ich bei einem
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0:08:23 – 0:08:31
meiner Klinikaufenthalte mal selber erlebt, wie das ist und ich kann nur sagen, der Person ging es
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0:08:31 – 0:08:38
damit eigentlich ganz gut, weil sie hat das mit der Inbrunst und Hingabe gemacht. Ich fand das eher
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0:08:38 – 0:08:45
belastend, weil man wurde ja auch unfreiwillig immer mit einbezogen. Ich jetzt als Mensch,
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0:08:45 – 0:08:54
der zwar katholisch getauft wurde, aber nie wirklich religiös gelebt habe – ich habe
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0:08:54 – 0:09:01
alle Rituale so mitgemacht, außer die Firmung – habe da nicht so den Bezug zu. Und wenn ich
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0:09:01 – 0:09:10
Wenn ich mir vorstelle, dass es Gott gibt, dann ist das jemand, der ziemlich viel Humor hat und so wie in Dogma den Film.
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0:09:10 – 0:09:18
Gott lacht sich dabei kaputt, welches Gesicht die Leute beim Sex machen.
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0:09:18 – 0:09:25
So stelle ich mir Gott vor. Das war einfach nur Spaß für ihn. Das ist Belustigung, was hier auf der Erde passiert.
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0:09:25 – 0:09:34
Gut, wieder zurück zum Thema. Diese Zwänge sind einfach nicht freiwillig. Sie drücken nicht den
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0:09:34 – 0:09:40
Charakter eines Menschen aus. Sie sind einfach Symptome einer Erkrankung. Und das ist es nämlich.
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0:09:40 – 0:09:48
Sobald nämlich etwas zu einer Last wird, eine Belastung, weil man etwas tun muss, auch wenn es
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0:09:48 – 0:09:57
gerade umpassend ist. Ist es halt eine schwerwiegende Erkrankung und gehört behandelt.
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0:09:57 – 0:10:11
Was steckt denn eigentlich dahinter? Was sind die drei Hauptemotionen, die dominieren? Das ist einmal
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0:10:11 – 0:10:20
Angst davor, dass etwas Schlimmes passiert, Schuld, das Gefühl verantwortlich für mögliche Katastrophen
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0:10:20 – 0:10:31
zu sein und quasi die Verantwortung, häufig ein übersteigertes Verantwortungsbewusstsein für
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0:10:31 – 0:10:38
andere. Das wird natürlich auch zur Last, wenn man sich ständig verantwortlich für andere fühlt.
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0:10:38 – 0:10:43
Typischer Gedanken wären zum Beispiel, wenn ich diesen einen Handgriff nicht mache,
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0:10:43 – 0:10:51
bin ich schuld, wenn etwas passiert. Dieser Gedanke wirkt wie ein Alarmsystem in Dauerbetrieb,
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0:10:51 – 0:10:58
auch dann, wenn es längst keinen Grund mehr für die Sorge gibt. Wie gesagt, mehrfaches
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0:10:58 – 0:11:04
Kontrollieren von allen möglichen Sachen, ständiges Händewaschen, weil eventuell könnte.
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0:11:04 – 0:11:13
Was hilft denn eigentlich? Zwangsstörungen sind auf jeden Fall behandelbar. Es ist keine
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0:11:13 – 0:11:20
Schnelllösung, aber es gibt klare Strategien, wie man dagegen vorgehen kann. Zum einen ist es
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0:11:20 – 0:11:33
die Verhaltenstherapie, vor allem die Methode der Exposition mit Reaktionsvermeidung.
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0:11:33 – 0:11:43
Sie hat in Studien gezeigt, dass diese Behandlungsmethode sehr gut hilft. Es ist die Konfrontation mit den
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0:11:43 – 0:11:53
Auslösern, zum Beispiel, dass ich schmutzige Hände habe und ich erst die Hand waschen muss. Dann kommt,
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0:11:53 – 0:12:02
die Zwangshandlung wird nicht ausgeführt. Das Gehirn lernt dabei, dass das, was passieren könnte,
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0:12:02 – 0:12:08
die Katastrophe, das schlimme Ereignis. Ich werde jetzt krank. Nicht passiert.
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0:12:08 – 0:12:17
Der nächste Ansatz wäre Achtsamkeitstechniken. Lernen, Gedanken wahrzunehmen, ohne ihnen
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0:12:17 – 0:12:26
automatisch zu folgen. Ein Beispiel wäre, ich habe diese Gedanken, aber ich muss sie nicht handeln.
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0:12:26 – 0:12:34
Also wenn ich jetzt, um dem Beispiel bei den Händen zu bleiben, wenn ich verinnerlicht habe,
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0:12:34 – 0:12:40
dass wenn meine Hände etwas schmutzig sind, ich davon nicht automatisch krank werde,
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0:12:40 – 0:12:49
weil ich gelernt habe, dass wenn ich nicht handele, ich nicht krank werde.
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0:12:49 – 0:12:56
Die nächste Möglichkeit ist natürlich die medikamentöse Behandlung. In besonders schweren
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0:12:56 – 0:13:04
Fällen helfen selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hämmer. Das sind im klassischen Sinne so
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0:13:04 – 0:13:12
"Antidepressiva" im Allgemeinen genannt. Sie wirken quasi im Gehirn, genau an der
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0:13:12 – 0:13:20
Schnittstelle der einzelnen Neuronen, wo halt Serotonin im synaptischen Spalt ist und dass
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0:13:20 – 0:13:28
es dann wieder zurück aufgenommen wird, wird verhindert, weil die Dockingstelle halt blockiert
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0:13:28 – 0:13:35
ist. Und so ist einfach mehr Serotonin im synaptischen Spalt frei verfügbar und das
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0:13:35 – 0:13:44
kann nämlich die Frequenz, wie oft man an diesen Zwangsgedanken denken muss, reduzieren. Aber wie
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0:13:44 – 0:13:53
gesagt, im eigentlichen Sinn ist das ein Antidepressivum. Aber wie so oft helfen verschiedene
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0:13:53 – 0:14:01
Medikamente, die für ganz andere Zwecke erdacht wurden, bei anderen Erkrankungen. Was man sich
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0:14:01 – 0:14:09
aber auf jeden Fall bewusst werden muss, ist, dass Zwangsgedanken nicht einfach über Nacht
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0:14:09 – 0:14:20
verschwinden. Sie lassen sich aber entmachten und wenn man gelernt hat, dass nichts Schlimmes
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0:14:20 – 0:14:27
passiert, wenn man den Zwängen nicht folgt, verliert das halt an Macht über einen und das
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0:14:27 – 0:14:39
verändert das Leben. Warum ist mir dieses Thema so wichtig? Zwänge gehören auch zum Borderline-Spektrum.
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0:14:39 – 0:14:49
Wie gesagt, ich bin selber jemand, der eine Diagnose hat, Borderline-Persönlichkeit oder
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0:14:49 – 0:14:58
emotional inschabile Persönlichkeit übers Borderline und habe selber ein bisschen damit zu kämpfen.
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0:14:58 – 0:15:09
Bei mir ist das, ja, wie soll ich das sagen, zwar nicht besonders ausgeprägt, aber wenn ich bestimmte
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0:15:09 – 0:15:15
Sachen gemacht habe, fühle ich mich einfach sicherer. Vielleicht sind das auch mehr Rituale
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0:15:15 – 0:15:23
als ein Zwang. Weil es mich nicht belastet, sehe ich es nicht unbedingt als behandlungswürdig an.
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0:15:23 – 0:15:29
Wäre das anders, würde ich mir da schon Gedanken machen. Aber mir ist wichtig zu sagen,
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0:15:29 – 0:15:39
Zwänge sind kein Spleen. Es ist kein Ordnungsfimmel und schon gar nicht freiwillig. Ich kenne so viele
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0:15:39 – 0:15:50
Menschen, die unter Zwänger leiden,
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0:15:50 – 0:15:53
und sie leiden im Stillen, weil aus
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0:15:53 – 0:15:56
Erfahrungen, die man halt im Laufe seines
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0:15:56 – 0:15:59
Lebens gemacht hat, wird man nicht
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0:15:59 – 0:16:02
ernst genommen oder man macht sich
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0:16:02 – 0:16:05
lustig über einen oder man wird für
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0:16:05 – 0:16:09
verrückt gehalten. Ich meine, wenn sich jemand
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0:16:05 – 0:16:10
man 20 mal hintereinander die Hände
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0:16:10 – 0:16:13
wäscht, sodass schon fast keine Haut mehr
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0:16:13 – 0:16:14
auf den Fingern ist, dann wird man schon für
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0:16:14 – 0:16:18
verrückt gehalten, weil ein normaler Mensch
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0:16:18 – 0:16:21
macht sowas nicht. Und mir ist es
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0:16:21 – 0:16:25
wichtig, mit dem Format "Die leise Stille"
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0:16:25 – 0:16:28
aufzuklären über verschiedene
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0:16:28 – 0:16:32
psychologische Erkrankungen, stellenweise auch
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0:16:28 – 0:16:37
neurologische Erkrankungen, weil das Stigmata, was diese Erkrankungen haben, weil sie auf dem
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0:16:37 – 0:16:46
Verborgenen im Stillen oder nicht sichtbar sind, viel zu groß ist. Wie oft stoße ich auf Verständnis
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0:16:46 – 0:16:52
wegen meiner körperlichen Behinderung, die ich nach dem Schlaganfall zurückbehalten habe,
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0:16:52 – 0:17:00
Aber wie oft stoße ich auf Unverständnis, wenn ich sage, ich gehe nicht auf den Weihnachtsmarkt
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0:17:00 – 0:17:02
in Dortmund, weil mir das zu viele Menschen sind.
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0:17:02 – 0:17:12
Und mit den Erfahrungen, die ich habe mit dieser Stigmatisierung und dem Fehlen von Verständnis,
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0:17:12 – 0:17:15
möchte ich gerne etwas Aufklärungsarbeit leisten.
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0:17:15 – 0:17:22
Mir ist noch wichtig zu sagen, dass wir mehr Empathie in der Gesellschaft brauchen.
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0:17:22 – 0:17:27
Wer Zwänge erlebt, auslebt.
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0:17:27 – 0:17:32
Der kämpft täglich gegen das, was in seinem Kopf vorgeht.
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0:17:32 – 0:17:39
Und das ist ein anstrengender Kampf, etwas, was Kräfte raubt.
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0:17:39 – 0:17:44
Und wenn ich diesem Zwang nicht nachgehen kann, dann leide ich wirklich.
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0:17:44 – 0:17:52
Das, was in den Kopf der Menschen vorgeht, die in dieser Situation sind, das ist unglaublich.
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0:17:52 – 0:17:58
Von irgendwelchen Katastrophen, von irgendwelchen schlimmen Umfällen.
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0:17:58 – 0:18:02
Das Haus brennt ab, weil ich vergessen habe, den Herd auszumachen.
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0:18:02 – 0:18:09
Die Wohnung wird überflutet, weil ich vergessen habe, den Wasserhahn von der Waschmaschine
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0:18:09 – 0:18:11
auszumachen und der Schlauch platzt.
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0:18:11 – 0:18:20
Das sind natürlich reelle Gefahren. Das kann passieren, aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit oder wie hoch ist die Häufigkeit?
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0:18:20 – 0:18:28
Deswegen sind diese Ängste völlig übertrieben. Aber wer diese Ängste lebt, für den ist das real.
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0:18:28 – 0:18:33
Und das ist mir wichtig, darüber aufzuklären.
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0:18:33 – 0:18:43
Wenn du jemanden kennst oder selber
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0:18:43 – 0:18:47
betroffen bist, warte nicht, sondern
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0:18:47 – 0:18:49
helfe oder such dir Hilfe, wenn du
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0:18:49 – 0:18:50
nicht alleine zum Arzt gehen kannst
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0:18:50 – 0:18:55
oder wenn du jemanden kennst, der das nicht
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0:18:55 – 0:19:00
kann. Es ist so wichtig,
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0:19:00 – 0:19:02
dass du dir Unterstützung holst und
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0:19:00 – 0:19:10
Vielleicht ist die erste Anlaufstelle dein Hausarzt, dass du mit ihm darüber redest oder jemand begleitest, um denen anregst darüber zu reden.
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0:19:10 – 0:19:24
Und sei dir eins gewiss, du bist nicht allein. Es gibt viele Menschen, die darunter leiden, die sich im Internet darüber austauschen, in verschiedensten Foren, Gruppen, auf Facebook und hassenich gesehen.
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0:19:24 – 0:19:29
Manche reden darüber offener, andere hinter einem Pseudonym.
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0:19:29 – 0:19:36
Aber es gibt so viel Unterstützung, so viele Angebote und ich kann dir nur empfehlen, nutze es.
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0:19:36 – 0:19:43
In meiner ersten Zeit mit meiner Borderline-Diagnose und auch dem Verdacht, dass ich Borderline habe,
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0:19:43 – 0:19:48
habe ich viel im Internet darüber gelesen,
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0:19:48 – 0:20:01
Ich habe dabei halt eine ganz tolle Gruppe, ein Chat gefunden, wo ich viel mich austauschen konnte und das hat mir so viel Kraft und Energie gegeben, dass es Gold wert.
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0:20:01 – 0:20:08
Und jetzt würde ich einfach sagen, wir sind mit der Folge so ziemlich durch.
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0:20:08 – 0:20:17
Wenn du jemanden kennst, der darunter leidet, vielleicht magst du ihnen die Folge zeigen.
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0:20:17 – 0:20:23
Ansonsten bedanke ich mich dafür, dass du mir zugehört hast bis zu dieser Stelle.
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0:20:23 – 0:20:33
Und ich würde sagen, in einer der nächsten Folgen reden wir über Dissozialisation oder
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0:20:33 – 0:20:45
Dissoziation, eins von den beiden, oder emotionale Taubheit. Die drei Themen habe ich so auf der
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0:20:45 – 0:20:52
Agenda. Also bleibt gesund, achtet auf euch, tschüss, euer Sascha.
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0:20:52 – 0:21:21
[Musik]
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0:21:21 – 0:21:24
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0:21:24 – 0:21:30
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